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Hl. Rupert und hl. Virgil

David Merlin

Die wichtigsten Heiligen der Salzburger Kirche sind Rupert und Virgil. Für Rupert wurden zwei Prosaoffizien geschaffen: Eia laude condigna und Hodie posito corpore.[10] Beide sind mit Musik überliefert.[11] Eia laude condigna wurde innerhalb der Stadt Salzburg als Offizium für das Fest der Depositio (27.3.) verwendet. Im Laufe des 14. Jahrhunderts verbreitete sich „in der Erzdiözese Salzburg sowie in den Nachbardiözesen Freising und Passau und auch Augsburg […] eine neue Historia, die auch Eingang in den ersten gedruckten Brevieren findet“:[12] Hodie posito corpore. Dieses Offizium entpuppt sich als „eine Adaptierung des Bernhard-Offiziums, das 1174 zur Heiligsprechung Bernards von Clairvaux geschrieben […] wurde“[13]. Für die Translation (d. h. die Übertragung der Gebeine Ruperts; am 24. oder 25.9.)[14] wurde entweder das Offizium für die Depositio wiederholt, oder es wurden Gesänge aus dem Commune verwendet.[15] Ansonsten ist noch ein Reimoffizium zu Ehren Ruperts bekannt, Presul Rudberte, sint mundo gaudia per te,[16] das hauptsächlich im Gebiet von Passau verbreitet war.[17] Es wurde nur in Brevieren aus dem 15. Jahrhundert ausfindig gemacht – also ist gemäß dem aktuellen Forschungsstand für dieses Offizium keine Musik bekannt. Außerdem wurde für Rupert „der einzige Eigenhymnus Eia fratres extollamus gesungen“.[18]

Für die Messe zum Fest der Translation wurde in Seckau das Alleluja Norica Rudberti komponiert.[19] Dazu kommt noch die Propriumssequenz Christe genitoris et spiritus sancti gloria.[20] „Ab dem 14. Jahrhundert ist in wenigen Seckauer und Vorauer Handschriften eine weitere Rupertsequenz nachweisbar: Summi regis in laude Bavaria plaude. Sie ist vor allem für den Oktavtag der Translatio gedacht.“[21]

Auch die liturgische Verehrung von Virgil kannte zwei Termine.[22] Die Depositio (27.11.) wurde „in den Diözesen der Kirchenprovinz Salzburg […] sowie in Trient gefeiert; das Fest der Translatio Virgilii (26. September) lässt sich in den Diözesen Salzburg, Brixen und Passau nachweisen. Für die Liturgie des Stundengebetes wurden für beide Virgil-Feste meist die Gesänge des Commune […] verwendet oder man übernahm – wie auch in der Messe – die Gesänge des Festes der Depositio (ggf. der Translatio) Rudperti“,[23] d. h. das Rupert-Offizium Hodie posito corpore. Außerdem verbreitete sich im Spätmittelalter in der Kirchenprovinz Salzburg das „Reimoffizium Pangens chorus dulce melos (AH 5, Nr. 93). Es lässt sich jedoch erst seit der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts nachweisen.“[24] (» Hörbsp. ♫ Firmamentum ecclesie, » Hörbsp. ♫ Huius diei gloria, » Hörbsp. ♫ Vere felicem exulem.) Darüber hinaus ist noch „das Virgil-Reimoffizium Beati Virgili festa celebremus (AH 5, Nr. 92) bekannt; es ist bisher nur textlich nachweisbar.“[25]

[10] Zur Entstehung, Überlieferung und musikalischen Gestalt beider Offizien siehe Holzer 2012, 28–72; siehe auch Praßl 1996.

[11] Edition beider Offizien in Holzer 2012, 87–125 und 129–151. Rekonstruktion der originalen Gestalt einiger Gesänge in Engels 1996.

[12] Praßl 1996, 164.

[13] Holzer 2012, 37; vgl. auch Karnowka 1983, 153.

[14] Zum Datum der Feier siehe Praßl 1996, 164 f.

[15] Vgl. Praßl 1996, 172.

[16] Ediert in AH 5, 211–214.

[17] Vgl. Holzer 2012, 43 und 28, Fußnote 94; Praßl 1996, 164 und Karnowka 1983, 153.

[18] Praßl 1996, 164.

[19] Edition in Praßl 1996, 166.

[20] Textedition in AH 53, Nr. 214. Edition und Analyse der Melodie in Praßl 1996, 167ff.

[21] Praßl 1996, 169; Edition und Analyse auf S. 169–172.

[22] Zum Kult des hl. Virgil siehe Amon 1985.

[23] Stenzl 2012, 157.

[24] Stenzl 2012, 157 f. Edition und Kommentar von Pangens chorus in Stenzl 2012.

[25] Stenzl 2012, 157.