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Schubinger und der Zink

Markus Grassl

Von Schubinger als Zinkenist ist ausdrücklich erst in den Quellen nach seiner Zeit in Florenz die Rede. Daraus und aus der Tatsache, dass Giovanni Cellini, ein Florentiner piffaro zwischen 1480 und 1514, u. a. den Zink spielte und seinen (weitaus berühmteren) Sohn Benvenuto darin unterwies,[9] hat Keith Polk geschlossen, Schubinger könnte die Meisterschaft auf diesem Instrument während seines Italien-Aufenthalts erworben haben.[10] Zwar kann dies nicht definitiv ausgeschlossen werden, doch fasst man über die punktuelle Information zu den Cellinis hinaus die Gesamtheit der Nachweise für das frühe Auftreten des Zinks ins Auge, so zeichnet sich ab, dass das Instrument im deutschen Sprachraum bereits im ausgehenden Drittel des 15. Jahrhunderts Fuß fasste, während es in Italien anscheinend erst nach der Jahrhundertwende weitere Verbreitung zu finden begann.[11] ( » Instrumentenmuseum Zink). Vor diesem Hintergrund ist ebenso vorstellbar, dass Schubinger mit dem Zink schon in Augsburg in Berührung gekommen war (wenngleich dafür ein direktes Zeugnis fehlt).

Allem Anschein nach war der Zink aber dasjenige Instrument, auf dem Schubinger seit etwa 1500 in erster Linie brillierte (worauf noch heute sein Ruf als „the first truly famous virtuoso on the instrument [i.e. dem Zink]“[12] gründet). Dass sich ein Berufsmusiker vorrangig auf eines unter den von ihm beherrschten Instrumenten konzentrierte, ist im 15. Jahrhundert des öfteren zu beobachten. So liegen u. a. Hinweise dafür vor, dass innerhalb von Alta-Ensembles die einzelnen Spieler jeweils auf ein bestimmtes Instrument und damit auf eine bestimmte Stimmlage spezialisiert waren (so wie das auch bei Schubinger als dem Posaunisten der Augsburger und der Florentiner Bläsertruppe der Fall war). Zugleich ist freilich zu bedenken, dass der Eindruck, Schubingers bevorzugtes Instrument sei in späterer Zeit allein der Zink gewesen, auf markanten Quellen wie Lalaings Reisebeschreibung oder dem Triumphzug beruht, und damit auf Quellen, die sich auf das Musizieren in repräsentativen und öffentlichkeitswirksamen Zusammenhängen beziehen. Indes sprechen Zahlungsbelege aus Mecheln, Konstanz und Nürnberg aus den Jahren 1508 bis 1517 mehrfach von Schubinger als „lutinista domini Cesaris“, „luytslager vanden keyser“ etc.[13] Dass er offenbar weiterhin als Lautenspieler wahrgenommen wurde, legt eine anhaltende Aktivität auf diesem Instrument nahe. Möglicherweise hat er diese aber primär im informellen Rahmen entfaltet, sodass sie keinen Niederschlag in prominenten, sozusagen nach außen gerichteten Quellen fand.

[9] McGee 2000, 215–216.

[10] Polk 2000, 229.

[11] Grassl 2019, 223 und 231–234.

[12] Polk 1994a, 210.

[13] B-Baeb Algemeen Rijksarchief / Archives générales du Royaume, V132–41287 (Stads Rekeningen Mechelen 1507/1508), fol. 211r; V132–41291, (Stads Rekeningen Mechelen 1511/1512) fol. 209v; Protokoll des Konstanzer Domkapitels 1510: „ex parte Augustini lutiniste domini Cesaris“ (siehe Krebs 1956, S. 24, Nr. 4091); D-Nsa Reichsstadt Nürnberg, Losungsamt, Stadtrechnungen 181, fol. 617v: „Item ij gulden dem Augustin K mt lautenisst zu Juliane anno 1517“.