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„Musica süeß Meledey“: Instrumentalensembles

Martin Kirnbauer

Schliesslich folgt im Triumphzug ein vierter Musikerwagen, „Musica süeß Meledey“ (» Abb. Triumphzug Süße Melodie), dessen „Maister“ Maximilian aber noch nicht bestimmt hatte. Zu sehen sind insgesamt acht Musiker, deren Instrumentarium genau festgelegt war:
„ain tämerlin, ain quintern, ain große laüten, ain Rÿbeben, ain Fydel, ain klain Raůschpfeiffen, ain harpfen, ain große Raůschpfeiffen.“[31]

Während diese Angaben für die ausführenden Illustratoren offenbar eindeutig waren, ist heute die genaue Identifizierung der Instrumente schwieriger. Das „tämerlin“ ist eine Einhandflöte und Trommel, eine Art von Ein-Mann-Tanzmusikensemble, wie es etwa im Freydal mehrfach dargestellt ist. Mit „quintern“ und „große lauten“ ist ein Duo zweier unterschiedlich großer Lauten bezeichnet. Weiter folgen eine Viola da gamba und eine Fiedel oder Proto-Violine sowie eine Harfe. Bei den zwei Rauschpfeifen handelt es sich um Holzblasinstrumente, deren Rohrblatt ähnlich wie beim Krummhorn in einer Windkapsel steckt. Alle die genannten Instrumente spielten in dieser Konstellation wohl nicht gemeinsam, vielmehr sind hier verschiedene Einzelensembles zusammen dargestellt. Die Unverträglichkeit zeigt sich bereits in der unterschiedlichen Lautstärke der Instrumente, die auch die spätmittelalterliche Unterscheidung zwischen „bas“ (leise) und „haut“ (laut) spiegelt. Bezeichnet ist damit zugleich auch eine Differenzierung des Spielortes, einem Musizieren von (leisen) Saiteninstrumenten in der Kammer und vor wenigen Zuhörern gegenüber einem Aufspielen von (lauten) Blasinstrumenten im Freien oder einem großen Saal.

 

Abb. Triumphzug Süße Melodie

Abb. Triumphzug Süße Melodie

„Musica süeß Meledey“, Holzschnitte 23 und 24 von Hans Burgkmair, 1517–18; koloriert von Joseph Hoeger, 1765. Universitätsbibliothek Graz.

 

[31] So der Wortlaut in der Formulierung des ikonographischen Programms in » A-Wn Ms. 2835, fol. 8v.