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Kyrie (Missa paschalis à 6)

Sopran: Marien E. Herbst (solo), Sibylle Henn, Christine Rombach, Susanne Schmollender, Benerike Lisker, Gabriele E. Lewon Tenor: Jörg Genstein (solo), Hans-Joachim Weber (Solo), Gerhard Hölzle, Jens Martin Ludwig, Christof Hönerlage Bass: Joachim Höchbauer (Solo), Hartmut Petri (Solo), Jens Hamann Leitung: Wilfried Rombach
  • Gesang
D-Ju Ms. 36, fol. 141v–146r
Heinrich Isaac – Missa Paschalis
Christophorus 2004
mit freundlicher Genehmigung des Labels
Siegbert Ernst

Für die Kapelle Maximilians I. komponierte Isaac sechsstimmige Propriengesänge (Introiten, » Hörbsp. Resurrexi et adhuc) und Messordinarien für Hochfeste (Maria, Ostern, Apostelfeste, Missa solemnis). Dies dürfte am Anfang seiner offiziellen Anstellung als “Componist” am habsburgischen Hof gewesen sein (1496-1498?), denn die besondere Ausstattung mit sechs Stimmen in verschiedenen Lagen und Isaacs neuartige Kunst sollten wohl zuerst den feierlichsten Hofgottesdiensten zugute kommen (» D. Kap. Isaac als Schlüsselfigur). Die dafür bestimmten Messzyklen sind auf die gregorianischen Melodien des Messordinariums komponiert, und zwar alternatim­: Polyphone Abschnitte wechseln mit Abschnitten des einstimmigen Chorals ab. Letztere wurden in der Hofkapelle manchmal auch als Orgelversetten improvisiert, was zu der Bezeichnng Missae ad organum für diese Werke geführt hat.

Das Kyrie der sechsstimmigen Missa Paschalis wird hier zwischen Polyphonie und gesungenem Choralvortrag alternierend vorgetragen. Die Reihenfolge ist: Kyrie 1st-6st-1st, Christe 6st-1st-6st, Kyrie 1st-6st-6st. Da die Melodien des österlichen Kyrie eleison kurz sind, werden sie bei jedem Erscheinen vollständig gesungen. Isaac hat für das Christe zwei verschiedene Sätze über dieselbe Choralmelodie geschaffen; zum letzten Kyrie komponierte er je einen Satz über die beiden verschiedenen Melodien, die der Choralzyklus anbietet (» Abb. Graduale Pataviense, Kyrie für Ostern).

 

Reinhard Strohm