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Orgeln in der Region Österreich

Klaus Aringer

Originale Instrumente aus jener Zeit sind in Österreich nicht erhalten.[9] Immerhin kann man sich durch zeitgenössische Abbildungen von einigen Instrumenten – wenigen Kirchenorgeln (» A-Sn N.23C3, » A-Wn Cod. 1855, » A-Wn Cod. 1987[10]) und einigen Portativen und Positiven (die ältesten davon um 1390/1400 im Schnalstal und in Stams[11]) – ein teilweises Bild machen. Das älteste heute noch existierende Werk von Jörg Ebert in der Innsbrucker Hofkirche wurde 1555–1561 erbaut; die ältesten überlieferten kleineren Orgeln (Positive, Regale) stammen erst aus der Zeit um 1580/90.[12] Auch die konservativsten Instrumente beider Gruppen enthalten nur mehr Reste der spätmittelalterlichen Orgel. Dass Orgeln des 15. und frühen 16. Jahrhunderts zumeist bereits in ihrer Zeit nicht lange überlebten und spätestens im 18. Jahrhundert abgerissen wurden,[13] hat zwei Gründe: Auf eine Phase stürmischer technischer Weiterentwicklungen im 15. Jahrhundert, in der man ältere Werke relativ rasch ersetzen ließ, auch wenn sie nicht Bränden zum Opfer gefallen oder aufgrund technischer Defekte unbrauchbar geworden waren, folgte nach einem Höhepunkt im Orgelbau in der Epoche Kaiser Maximilians I. aus wirtschaftlichen Gründen[14] eine Phase relativer Ruhe. Eine weitere Welle von Neubauten nach 1550 sorgte dann vollends dafür, dass die Orgelbaukunst von vor 1550 in den österreichischen Territorien weitgehend verschwand.

Die ältesten urkundlichen Belege für Anschaffung und Reparaturen von Kirchenorgeln stammen aus dem Prager Raum (Veitsdom 1255, Königsaal 1292 und Politz 1294). Allerdings kam diese frühe Verbreitung des Instruments in Böhmen durch die Hussiten, die 1427 auch die Orgel des Stifts Altenburg verwüsteten,[15] vorübergehend wieder zum Erliegen; das Land erlangte erst um 1500 wieder den Status eines „Vorlands der Orgelbaukunst.“[16] In den österreichischen Territorien sind bereits im 13. Jahrhundert im Salzburger Dom sowie in St. Florian Orgeln belegt. Im 14. Jahrhundert verbreitete sich die Orgel in den Dom-, Stifts- und Pfarrkirchen. Die dokumentarisch belegbare Reihe von Orgelerwähnungen[17] beginnt mit dem Stift Admont (1327/98), reicht über St. Stephan in Wien (1334, 1336, um 1400), Feldkirch (1335), Wilhering (1354/55), St. Lambrecht (1366), St. Peter in Salzburg (1368), die Stadtpfarrkirche Steyr (1398)[18] bis zum Salzburger Dom (1399) und umfasst damit geographisch einen großen Raum von West nach Ost und Nord nach Süd. Zur auf der Westempore aufgestellte Salzburger Domorgel („magnum organum“) von 1399 teilen die Quellen mit, sie sei 38 Fuß breit gewesen, habe 2024 Pfeifen gehabt, von denen die kleineren 18 Fuß lang, die 20 größeren aber 24 ½ Fuß lang und 2 ½ Fuß weit gewesen seien. Die Versorgung mit Wind wurde durch 28 Blasbälge geleistet.[19] Ein weiteres rares Zeugnis baulicher Details im damaligen Orgelbau bietet der 1497 mit dem Budweiser Orgelbauer Michael Khall unterzeichnete Vertrag für die neue Orgel in St. Wolfgang am See mit 13 getrennten Registern.[20]

Im 15. Jahrhundert dann nehmen die mit konkreten Jahreszahlen belegbaren Orgelemporen und die nachweisbaren Orgelbauten signifikant zu: Rein (1406), Radstadt (1418), Salzburg Nonnberg (1420/1433/1485), Altenburg (1427/1437), St. Georgen am Längsee (1433), Klosterneuburg (um 1437–1441), Milstatt (1429), St. Peter in Salzburg (1481/1505), Michaelbeuern (1449), Vorau (1453/1492), Franziskanerkirche in Salzburg (1465), St. Lambrecht (1466/1505), St. Florian (um 1468), St. Jakob in Innsbruck (1468/1491/1513), Lambach (1469), Steyr (1478/1544; » Abb. Orgelbau Steyr 1478), Stams (1481–84/1506), Seckau (um 1484/1500/1524), Baumgartenberg (1484), Traun (1485), Cattaro (1488), Sterzing (1490), Maria Saal (1496), Gmunden (1497), St. Wolfgang (1497), Schwaz (1504), St. Stephan in Wien (1507/1544), Zwettl (1513), Mondsee (1514), Kremsmünster (1515/1518), Meran (1516), Wiener Schottenstift (1517), Freistadt (1518/1537) und Brixen (1531). In vielen Kirchen existierten mehrere Orgeln, etwa in St. Lambrecht (1366), Neustift bei Brixen (vor 1467), St. Florian (1475), Vorau (2. Hälfte 15. Jh.), Bozen (1484–1486; » E. Bozen) und Mariazell (um 1500).

 

Abb. Orgelbau Steyr 1478

Abb. Orgelbau Steyr 1478

Han(ne)s Law(e)n, Orgelmeister aus Deggendorf, bestätigt die Bezahlung der neuen Orgel in der Stadtpfarrkirche zu Steyr durch den Stadtrichter und Kirchenmeister Wolfgang Wienner (1478 VIII 19) (Fiala 2013, 141, Abb. 27; Bildzitat).

[9] Von der großen Seckauer Orgel des späten 15. Jahrhunderts ist nur der Prospekt erhalten; Federhofer 1951, 25.

[10] Bowles 1987, 183.

[11] Oberhuber 1978, 147 f.

[12] Forer 1973, 60, 172 und 196.

[13] Hier wäre u. a. die erst 1905 abgebrochene Orgel im Stift Seckau zu nennen; Flotzinger 1980, 23.

[14] Stenzl/Hintermaier/Walterskirchen 2005, 305.

[15] Quoika 1953, 16.

[16] Quoika 1953, 11.

[17] Zusammengestellt nach Flotzinger/Gruber 1995, 89 f.; Quoika 1953Eberstaller 1955Forer 1973, 17–35, und Frieberger 1984, 26–29.

[18] Fiala 2013, 136 f.

[19] Eberstaller 1955, 4.