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Zergangen ist meins herzens we

Raitis Grigalis (Gesang), Marc Lewon (Cetra; Leitung)
1432 bzw. um 1425-1430
A-Iu o. Sign., fol. 47v-48r
Argentum et Aurum. Musical Treasures from the Early Habsburg Renaissance
Naxos 2015
eingespielt im Auftrag des FWF-Projekts ,Musikleben’
Michaela Wiesbeck
A-Iu o.Sign.

Oswald von Wolkenstein war zeitlebens an Pilgerfahrten, Kriegszügen, Fehden, Femegerichten und Gesandtschaftsreisen beteiligt. Zuhause auf seiner einsamen Burg Hauenstein konnte er darüber nachsinnen.(» B. Oswalds Lieder) Im Lied Zergangen ist meins herzen we beschreibt er eine scheinbar liebliche Frühlingsstimmung mit Vogelgesang und der Aussicht vom Burgfenster auf die benachbarten Täler. Aber was selbst sein Nachbar, der Mosmair, nicht weiß: Oswald stellt sich vor, dass unter dem schmelzenden Schnee die Missetaten seiner Feinde zutage kommen würden. Die Melodie verhält sich alledem gegenüber neutral.

Während die Fassung von WolkB (A-Iu o. Sign., fol. 47v-48r) rhythmuslos notiert ist, weist die Fassung von WolkA (A-Wn Cod. 2777, fol. 48v-49r) einen durchgehenden „Referenzrhythmus“ auf. Die Interpretation wechselt zwischen freiem Vortrag in der Strophe zu einem leichten „Referenzrhythmus“ im Refrain.

Reinhard Strohm