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Heya ho, nun wie si grollen

Raitis Grigalis (Gesang)
um 1466-1470
I-TRbc 89, fol. 388v-389r (rhythmusloser Tenor)
Argentum et Aurum. Musical Treasures from the Early Habsburg Renaissance
Naxos 2015
eingespielt im Auftrag des FWF-Projekts ,Musikleben’
Michaela Wiesbeck

Heýa, heýa nun wie si grollen ist ein drastischer Vierzeiler, der mit ziemlicher Sicherheit Oswald von Wolkenstein zuzuschreiben ist.(» B. Oswalds Lieder) Denn die „Geschwollenen dort auf dem Ritten“ waren die Rittner Bauern, mit denen Oswald 1442–1443 im sogenannten „Villanderer Almstreit“ wegen Weiderechten in Fehde lag. Von seinem vielleicht längeren Streitgedicht ist nur die erste Strophe erhalten, die um 1465 in mehrstimmig-imitativem Satz vertont wurde. Der Tenor führt dabei eine einfache „dorische“ Melodie in gleichen Notenwerten durch, die ebenfalls auf Oswald zurückgehen dürfte. Der sehr kompetente mehrstimmige Satz könnte von dem Innsbrucker Hofmusiker Nicolaus Krombsdorfer stammen; siehe » Hörbsp.  Heya, heya für die vierstimmige Fassung.

Für die Rekonstruktion des einstimmigen Liedes wurde der cantus firmus der Trienter Fassung ausgezogen und einmal frei sowie einmal unter Verwendung des Referenzrhythmus von einer Männerstimme solistisch eingesungen.

Reinhard Strohm