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Heya, heya, nun wie si grollen

Baptiste Romain (Renaissancevioline), Uri Smilansky (Viola d'arco), Raitis Grigalis (Gesang), Elizabeth Rumsey (Renaissancegambe)
um 1465
I-TRbc 89, fol. 388v-389r
Argentum et Aurum. Musical Treasures from the Early Habsburg Renaissance
Naxos 2015
eingespielt im Auftrag des FWF-Projekts ,Musikleben’
Michaela Wiesbeck

Heya, heya, nun wie si grollen
dort auf dem Ritten, die geschwollen,

wie lang soll wir den spott verdollen,
ihr Ritter und gut Knechte?

„Heya, heya“ bzw. „Heya, ho“ ist ein drastischer Vierzeiler, der mit ziemlicher Sicherheit Oswald von Wolkenstein zuzuschreiben ist. Denn die „Geschwollenen dort auf dem Ritten“ waren die Rittner Bauern, mit denen Oswald 1442–1443 im sogenannten „Villanderer Almstreit“ wegen Weiderechten in Fehde lag. Von seinem vielleicht längeren Streitgedicht ist nur die erste Strophe erhalten, die um 1465 in vierstimmig-imitativem Satz vertont wurde. Diese Bearbeitung ist in mehreren Abschriften erhalten und war sogar noch 1544 in Wien bekannt (» B. Lieder 1450-1520). Der Tenor führt dabei eine einfache „dorische“ Melodie in gleichen Notenwerten durch, die ebenfalls auf Oswald zurückgehen dürfte. Der sehr kompetente mehrstimmige Satz könnte von dem Innsbrucker Hofmusiker Nicolaus Krombsdorfer stammen (» G. Nicolaus Krombsdorfer). Für die Rekonstruktion der einstimmigen Melodie Oswalds, siehe » Hörbsp.♫ Heya, ho.

Reinhard Strohm