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Abb. Martia terque mater

Abb. Martia terque mater

Ludwig Senfls Motette Martia terque quater (1530).
Kunsthistorisches Museum Wien, Schloss Ambras Innsbruck, KK 5370, fol. 2r. Kanonstimme (D, Ct und T): Beginn der Prima pars.

Bei dieser außergewöhnlichen Quelle handelt es sich um ein gesticktes Stimmbuch. Es gehört zu einem Set einer seidenen Tasche mit goldener Borte, die insgesamt zwei vollständige Stimmbuchsätze enthält. Die Tasche und die beiden Stimmbuchsätze stammen aus der Kunstkammer von Erzherzog Ferdinand II. auf Schloss Ambras bei Innsbruck, wo sie nicht bei den Musikalien, sondern im Kuriositätenkabinett verwahrt wurden. Während ein Stimmbuchsatz Ludwig Senfls Preislied Aus gutem Grund für Anna von Ungarn enthält, präsentiert der zweite gestickte Satz die sechsstimmige Huldigungsmotette Martia terque quater, die den frisch gekrönten Kaiser Karl V. (Bologna, 1530) als Frieden bringender Kaiser Augustus apostrophiert.
Die Einbände sind mit aufwändigen Perlenstickereien gestaltet und zeigen das kaiserliche Wappen (Discantus/Contratenor/Tenor) sowie die Reichsinsignien: Reichsapfel (Contratenor 2), Reichszepter (Vagans) und Reichsschwert (Bassus). Höchstwahrscheinlich handelt es sich um ein Geschenk von Senfls Dienstherren, Herzog Wilhelm IV. von Bayern, an Karl V. anlässlich eines Zusammentreffens in Innsbruck. Letzterer reiste nach seiner Kaiserkrönung am 24. Februar 1530 mit großem Gefolge über Innsbruck und München zum Reichstag nach Augsburg.
(Lodes 2013, dort auch eine Neuübertragung des Stückes)