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Maultrommel

Abb. Maultrommel Sebastian Virdung
Abb. Maultrommel Sebastian Virdung

Abbildung der Maultrommel in Sebastian Virdungs Musica getutscht (Basel 1511, fol. D3v).

Abb. Maultrommel Hauenstein
Abb. Maultrommel Hauenstein

Ausgrabungsfund Burg Hauenstein.

Albin Paulus
Albin Paulus
Angelus ad virginem

Die Maultrommel, die Sebastian Virdung in seiner „Musica getutscht“ von 1511 zu den bäuerlichen Instrumenten zählt, ist in Abbildungen und Originalfunden in Europa seit dem Frühmittelalter bekannt. Sie besteht aus einem aus Metall, meist Eisen, gefertigten Bogen, dessen parallel geführte Bügel in den Mund des Spielers genommen und gegen die Zähne gelegt werden. Die zwischen den Bügeln geführte und nur an einem Ende befestigte Metallzunge wird durch Anschlagen in Schwingung versetzt. Die Mundhöhle dient als Resonanzkörper und verstärkt den Klang. Durch Veränderungen des Mundraums können einzelne Stufen des Obertonspektrums so herausgehoben werden, dass das Spiel von Melodien mit einem stets begleitenden Bordunton in gewissem Rahmen möglich ist. Veränderungen des Luftstroms können zu perkussiven und rhythmischen Effekten genutzt werden. Die Maultrommel wurde zur privaten Unterhaltung aller Stände eingesetzt, hatte aber keine Rolle in der Kunstmusik oder Polyphonie.

Bei Ausgrabungen auf Oswalds von Wolkenstein Burg Hauenstein (Grödnertal, Südtirol) wurden u.a. Überreste von zwei Maultrommeln aus dem Mittelalter gefunden.

Marc Lewon