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Resonet in laudibus

  • Gesang
1360
CD Moosburger Graduale Capella antiqua Konrad Ruhland

Die einstimmige Cantio Resonet in laudibus (Es erklinge mit Loben) entstand im Mittelalter als alternierender Gesang zum Magnum nomen domini Emanuel, einem Tropus zum Canticum Nunc dimittis der Weihnachtskomplet. Die Cantio war bereits vor 1500 sehr weit verbreitet; heute ist sie (neben In dulci jubilo) eines der beliebtesten Weihnachtslieder bzw. Christmas carols. Resonet in laudibus wurde oft zur Zeremonie des „Kindelwiegens“ an Weihnachten gesungen, wobei auch getanzt wurde (» A. Weihnachtsgesänge). Deshalb wird man das Lied schon im 14. Jahrhundert in dreizeitigem Rhythmus vorgetragen haben, auch wenn rhythmisch notierte Quellen erst aus der Mitte des 15. Jahrhunderts stammen. Im Seckauer Cantionarius von 1345 ist die Melodie noch in linienlosen Neumen notiert; in der hier verwendeten Quelle, dem „Moosburger Graduale“ von 1360, steht sie bereits auf Linien, doch ist  der Rhythmus nur angedeutet (» Notenbsp. Resonet in laudibus). Vor 1420 wurde eine deutsche Textbearbeitung bekannt, „Joseph, lieber neve mein“ (heute gesungen als „Joseph, lieber Joseph mein“), die manchmal (wahrscheinlich irrig) dem Mönch von Salzburg zugeschrieben wird. Dieser Text ist nicht so sehr eine Übersetzung des Originals als eine dramatisierende Bearbeitung zum Zweck des „Kindelwiegens“ (» B. Geistliches Lied). Mehrere Vertonungen zu drei und vier Stimmen sind aus süddeutschen und österreichischen Quellen bekannt (» Hörbsp.♫ Resonet in laudibus (Trient 88)).

Reinhard Strohm