Sie sind hier

Presulem ephebeatum

Franz Vitzthum (Contratenor), Edzard Burchards (Contratenor), Klaus Wenk (Tenor), Gerhard Hölzle (Tenor), Christof Hartkopf, Marcus Schmidl (Bass)
  • Gesang
Wien/Regensburg, um 1439-1450
fol. 28v-29r
the st emmeram codex
Aeolus 2008
mit freundlicher Genehmigung des Labels
Christoph Martin Frommen

Der lateinische, vierstimmige Kanon Presulem ephebeatum des Magisters Petrus Wilhelmi aus Graudenz (Grudziądz) ist ein Lied zu Ehren von St. Martin. Da zu dessen Festtag in Kollegien und Klöstern „Martinsgänse“ verzehrt werden, hat der Autor das Wort „…gans“ mehrere Male im lateinischen Text untergebracht. Außerdem ergeben die Anfangsbuchstaben der Textzeilen das Akrostichon seines Namens, „PETRVS“. Die witzige (obwohl geistliche) Kanonkomposition hat Vorläufer, u. a. im „Martinsradel“ (Martein lieber Herre) des Mönchs von Salzburg (» B. Secular Songs; » Hörbsp. ♫ Martein lieber Herre); sie war seit etwa 1430 im böhmisch-österreichischen Raum sehr verbreitet. Eine mehrstimmige Messe über das Lied in einer böhmischen Handschrift aus der Zeit um 1500 wird Henricus Isaac zugeschrieben.

Auf die Wortspiele, die im Hoquetus hörbar hervortreten, hat erstmals Ian Rumbold hingewiesen:

„rogans“ = „roh‘ Gans“, „dire negans“ = „dir eine Gans“, „hiis denegans“ = „hier ist deine Gans“, „nimis denegans“ = „nimm, iss deine Gans“, „protegens“ = „brate Gänse“, „mire negens“ = „mir eine Gans“, „mitem mos te“ = „mit dem Moste“, „mitem pro te“ = „mit dem Brote“, „isti enti“ = „iss die Ente“

Reinhard Strohm