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Mein trost Maria raine mait (Das guldein vingerlin des münchs)

Sabine Lutzenberger (Gesang), Raitis Grigalis (Gesang), Marc Lewon (Quinterne; Leitung)
Salzburg, um 1455/56
A-Wn Cod. 2856, fol. 178v-180v
Hör, kristenhait! Sacred Songs by the Last of the Minnesingers. Oswald von Wolkenstein - Der Mönch von Salzburg et al.
Christophorus 2015
mit freundlicher Genehmigung des Labels
Johannes Kammann

Unter dem Titel „Das guldein vingerlin des münchs“ (vingerlein = Ring) steht ein siebenstrophiges, geistliches Neujahrslied des Mönchs von Salzburg (G 11: vgl. » B. Geistliche Lieder des Mönchs von Salzburg) mit dem Incipit „Mein trost Maria raine mait“. Das „Fingerlein“ im Titel meint einen (symbolischen) Ring, den der Mönch in der ersten Strophe beschreibt und seiner Dame (Jungfrau Maria) als Neujahrsgabe überreicht: Sechs edle Steine sind in ihn eingelassen, die den Namen des Heilands ausbuchstabieren – „JHESVS“. Jeder der Steine steht mit seiner Farbe und den ihm zugeschriebenen Eigenschaften für eine bestimmte Zeit im Jahr. Diesem Lauf folgt das Lied über sechs Strophen hinweg und malt ein plastisches Bild der jeweiligen Jahreszeit, der typischen Wetterlagen, Naturereignisse, anfallenden (Feld-)Arbeiten und zählt die anstehenden Feiertage des Kirchenjahres auf, verbunden mit entsprechenden Fürbitten. Das Lied erfüllt eine Reihe von Funktionen und steht zugleich in der Tradition der Sangspruchdichtung, des geistlichen Minneliedes und des Cisiojanus. Die Notation ist einstimmig und rhythmuslos. In dieser Einspielung wechseln sich eine Frauen- und eine Männerstimme strophenweise ab, sparsam begleitet von einer Quinterne. Die Quelle enthält keine Hinweise auf ein Arrangement oder eine Begleitung.

Das Lied ist außerdem enthalten in: D-Mbs Cgm 715 („Mönch von Salzburg-Handschrift A“), fol. 167v-171v.

Marc Lewon