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La Martinella

Baptiste Romain (Renaissancevioline), Uri Smilansky (Viola d'arco), Elizabeth Rumsey (Renaissancegambe)
Florenz, um 1490
I-Fn B.R. 229, fol. 12v-13r
Argentum et Aurum. Musical Treasures from the Early Habsburg Renaissance
Naxos 2015
eingespielt im Auftrag des FWF-Projekts ,Musikleben’
Michaela Wiesbeck

Johannes Martinis La Martinella sollte Epoche machen: So ein textloses, anscheinend frei komponiertes Instrumental- oder Vokalstück hieß wenig später „fantasia“. In der ältesten Quelle, dem Codex Trient 89 (I-TRbc 89, ca. 1466), ist dieses Stück unbetitelt; in späteren italienischen Kopien wurde es dem Autor zu Ehren „die kleine Martini“ genannt. Dies entsprach der Tradition, dass zum Tanz aufgespielte Stücke gern den Namen der Person erhielten, die sie besonders schätzte (wie La Portingaloise, Favoritstück einer portugiesischen Prinzessin), oder nach ihrer Herkunft bezeichnet wurden (wie La Namuroise, aus Namur). Bei festlichen Veranstaltungen des Hofes in Florenz, Ferrara, Innsbruck oder auch Wien konnte ein solches Stück durchaus erklungen sein - obwohl keineswegs sicher ist, dass man dazu auch getanzt hat. (» I. Höfische Privatsphäre)

Reinhard Strohm