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Gegrusset seistu Maria

Els Janssens-Vanmunster (Gesang), Baptiste Romain (Vielle)
Wien/Hainburg, 1431-1434
A-Wn S.n. 3344, fol. 100v
Argentum et Aurum. Musical Treasures from the Early Habsburg Renaissance
Naxos 2015
eingespielt im Auftrag des FWF-Projekts ,Musikleben’
Michaela Wiesbeck

Mit dem dreistrophigen, geistlichen Lied „Gegrusset seistu maria du vil raine mait“ eröffnete der Schreiber Liebhard Egkenvelder die gleichnamige Liedersammlung, die er während seiner Studienjahre an der Universität von Wien in den späten 1420ern zusammengetragen hatte (A-Wn S.n. 3344; vgl. Abb. Inhalt der Egkenvelder-Liedersammlung). Es ist ein Unicum in dieser Handschrift und, wie alle Lieder der Sammlung, sowohl einstimmig als auch rhythmuslos notiert. Gegrusset seistu maria ist eine Anrufung Marias, ergänzt um ein Gespräch zwischen Gottvater und Sohn, in dem sie um die Erlösung der Menschheit ringen. Formal erinnert das Lied an die Sangspruchdichtungen des 14. Jahrhunderts und die geistlichen Lieder des Mönchs von Salzburg: Seine Funktion war demnach wohl die geistliche Erbauung an den Adelshöfen. In der vorliegenden Interpretation wird der Gesang von einer Vielle (Fidel) frei begleitet. Die Art der Begleitung ist, wie in dieser Zeit üblich, nicht in der Quelle angegeben, sondern eine stilistische und ästhetisch informierte Zutat des Ensembles. Eine solistische A-capella-Interpretation wäre genauso vorstellbar.

Link zum Scan der Handschrift (fol. 100v).

Marc Lewon